Heute ist der gesamte Tag für die Besichtigung der Stadt Fès vorgesehen. Abfahrt nach dem Frühstück (sogar eine Omelette haben wir bekommen!) um 9Uhr vom Hotel, das eher am Rand von Fès in der „Ville nouvelle“ gelegen ist.
Als erstes fuhren wir Richtung Festung (Borj-Sud), bogen unmittelbar davor links ab und gelangten zu einem Aussichtspunkt oberhalb eines großen Friedhofs. Von hier hatten wir einen schönen Blick auf die von einer Mauer umschlossenen Altstadt Fès el-Bali, gegründet im 9.Jhdt und den neueren Altstadtteil Fès el-Djedid aus dem 13./14.Jhdt. mit dem Königspalast und dem jüdischen Viertel. Auch auf die gleich nebenan liegende Festung haben wir einen schönen Blick.
Marokko – Fes – Blick auf Medina
Zum ersten Punkt der eigentlichen Besichtigung geht es mit dem Bus. Wir halten beim Königspalast, den wir allerdings nicht betreten können. Nicht nur weil in diesen Tagen der König anwesend ist, alles beflaggt und lückenlos bewacht ist. Wir gehen zu einem prachtvollen Eingangstor, das ursprünglich nicht in der Mauer geplant war und erst in der Neuzeit gebaut und gestaltet wurde. Prächtig mit Stuckatur, Mosaiken und 7 Tore aus Messing, die in Handarbeit über und über ziseliert wurden.
Marokko – Fes – Königspalast
Gleich in der Straße haben wir – auf Empfehlung unseres lokalen Fremdenführers – bei der Volksbank (banc populaire) Euros in Dirham gewechselt und einen sehr guten Kurs bekommen (10,592 MAD für 1€).
Weiterfahrt durch das jüdische Viertel. Charakteristisch sind die (nur) bei diesen Häusern vorzufindenden (Holz-)Balkone. Bei arabischen Häusern findet man keine Balkone, dafür aber fast immer einen Innenhof (Pacio). Endstation ist das recht stattliche Stadttor Bab Bou Jeloud, durch das wir zu Fuß die Medina betreten.
Marokko – Fes – Stadttor Bab Bou Jeloud
Enge Gassen, dichtes Gedränge, buntes Treiben in orientalischer Vielfalt und jede Menge kleine Läden. Auch eine große Anzahl an Kunsthandwerkern. Kein Vergleich mit Venedig! Hier ist wesentlich mehr los und alles noch viel unübersichtlicher. Also, ja nicht den örtlichen Guide aus dem Auge verlieren! Transportiert wird in den engen Gassen alles durch Träger, mit Handkarren und schwere Lasten noch mit Eseln oder Maultieren. Keine Fahrräder, Mopeds, Motorräder oder Autos.
Marokko – Fes – Medina
Erstes Ziel: die Madrasa Bou Inania – eine Koranschule aus dem 14.Jhdt. Den Hof können wir betreten und bekommen so einen Eindruck der „Lehrstätte“, wobei die Studenten jeweils im 1.Stock wohnten.
Marokko – Fes – Madrasa Bou Inania
Wir gehen weiter und gelangen zum Studio „L’Art du Bronze“. Das Studio gehört jenem Meister, der die Messingtore beim Eingang des Königspalastes ziseliert hat (Mohammed Guernani). Er gilt als Präsident der Kunsthandwerker und ist in Marokko schon heute eine Legende. Wir gehen in den Laden und bekommen einerseits Informationen zu diesem Kunsthandwerk, sowie eine Vorführung im Ziselieren. Natürlich werden uns auch Qualitätsunterschiede sowie verschiedene Muster erklärt. Die Gelegenheit auch hier unser Geld gegen Ware zu tauschen lassen wir ungenützt vorübergehen, staunen jedoch über die Vielfalt und Schönheit der dargebotenen Metallgegenstände.
Marokko – Fes – L’Art du Bronze
Weiter durch enge Gassen und dichtes Gedränge zum Place Nejjarine mit seinem Brunnen (Fontaine Nejjarine) und einer ehemaligen Karavanserei, die einen sehenswerten Innenhof hat und in der heute ein Kunst- und Holz-Museum untergebracht ist. Von diesem Platz zweigt die Straße der Tischler ab. Zu sehen gibt es von prunkvollen Möbeln über kleine Schnitzwerke bis zum einfachen Sarg für verstorbene Frauen so ziemlich alles, was mit Holzverarbeitung zu tun hat.
Marokko – Fes – Medina – Straße der Tischler
Nächste Zwischenstation war das prunkvolle Mausoleum von Moulay Idriss II – Herrscher von 807 bis 828. Betreten war nicht, aber wir konnten beim offenen Tor einen informativen Blick in den wunderschönen, prunkvollen Innenraum werfen.
Marokko – Fes – Medina – Mausoleum von Moulay Idriss II
In einem speziellen, eher modernen bzw. renovierten Teil finden wir viele Geschäfte mit den so prachtvoll bestickten Kleidern „für zuhause und Familie“ sowie zahlreiche Juweliere mit kunstvoll und wertvoll gestalteten „Hochzeitsgürteln“ (aus etwa 300 bis 1000 Gramm 18-Karat-Gold).
Marokko – Fes – Medina – Hochzeitsgürtel
Auf unserem weiteren Weg kommen wir bei der Universität al-Qarawīyīn vorbei. Diese wurde im Jahr 859 gegründet und soll die älteste Universität der Welt sein. Leider nicht zu betreten, aber auch hier schauen wir vom Tor ins Innere um einen Eindruck zu bekommen.
Unsere Mittagspause ist heute organisiert. Wir gehen ins Restaurant ASMAE gelegen in einer unbelebten und unscheinbaren Seitengasse. Wir sind vom gediegenen, gepflegten und aufwändig schönen Ambiente angetan. Ein sehr elegantes und ansprechendes Lokal. Wir bekommen ein Menü, bei dem wir die Hauptspeise auswählen können. Einmal nehmen wir Pastilla mit Fleisch (eine marokkanische Blätterteigspezialität) und Couscous mit Lamm. Preis 150 MAD pro Person ohne Getränke … nun ja, „mitten in der City“, Qualität sehr gut. Dazu nehmen wir frisch gepressten Orangensaft und stilles Wasser. Angenehm sind die frei zu nützenden ordentlichen Toiletten.
Marokko – Fes – Medina – Restaurant ASMAE
Gestärkt werden wir zu einer Ledergerberei und – färberei geführt. Hinauf in den 3.Stock, wo wir von einer Galerie einen guten Überblick haben. Unser Lokaler Guide erklärt uns auch wie das Leder zuerst gegerbt und dann mit Naturfarben gefärbt wird. Gegen den Gestank bekommt jeder Besucher einen Zweig Minze mit dem man den Geruch etwas bessern kann. Auch hier kann man jede Menge an durchaus sehr schönen Lederartikeln erwerben …
Marokko – Fes – Medina – Ledergerberei und – färberei
Letzte Angebote gibt es dann in einer ehemaligen alten Karawanserei, in der eine Weberei untergebracht ist. Neben der Erklärung über die Herstellung von Agavenseide können wir auch die tägliche Arbeit auf den hier verwendeten händisch betriebenen Webstühlen beobachten. Von hier – wir haben die gesamte Medina durchquert – ist es nur mehr ein kurzes Stück zum Bus, der uns zurück zu unserem Hotel bringt.
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